Politik

17. Oktober 2011

Parkplatzsituation wird untersucht

Arbeitskreis gegründet

Über die Parkplatzsituation in Neustadt gibt erst unterschiedliche Auffassungen ebenso wie über die weitere Vorgehensweise. Die Stadtverwaltung hat deshalb einen Arbeitkreis gegründet, in dem u.a. neben Vertretern der Interessenvertretung Willkomm auch die Stadtratsfraktionen vertreten sind. Die FWG wird von mir vertreten. Meine Erwartungen habe ich wie folgt formuliert:
Von der Erstellung des Parkraumkonzepts erwarte ich nicht nur eine Bestandsaufnahme des innerstädtischen Parkraums sondern auch konkrete Vorschläge zur Änderung der Parksituation unter Beachtung der zukünftigen Entwicklung im Individualverkehr und Einbeziehung des ÖPNV. Dazu gehören auch die Identifizierung der Nutzergruppen der Innenstadt, die Entwicklung eines adäquaten Verkehrsangebots sowie die Erstellung eines intelligenten und innovativen Parkraumkonzepts.
Ich erwarte auch eine konkrete Antwort auf die oft getätigte Meinung, dass es ohne innenstadtnahe Parkplätze keine Kunden in der Innenstadt gibt. Nach Auffassung der FWG sorgt erst das Angebot von Kurzzeitparkplätzen für mehr Verkehr und bringt keinesfalls mehr Kunden in die Stadt. Erst durch das Angebot von Kurzzeitparkplätzen werden auch längere Fahrten zur Deckung des täglichen Bedarfs, wie z. B. Bäcker- und Metzgerwaren durchgeführt, obwohl dieser Bedarf auch in den Randlagen gedeckt werden kann. Kurzeitparkplätze sollten hauptsächlich zum Transport sperriger Güter in und aus der Fußgängerzone vorgehalten werden.
Es soll auch untersucht werden, ob ein auch preislich attraktiver kurztaktiger P&R-Verkehr zu Parkplätzen in der Randlage eingerichtet werden kann (Beispiel Speyer). Das Einkaufserlebnis beginnt und endet auf ansprechend gestalteten Parkplätzen und einer attraktiven Zuwegung von dort in die Innenstadt.
Eine besondere Situation stellen die Kunden von Arztpraxen dar. Die Verweildauer ist in der Regel nicht absehbar. Dieser Personenkreis ist prädestiniert für den Aufenthalt in Parkhäusern. Dies muss auch mit entsprechenden Anreizen, z. B. Parkkostenerstattung durch den Arzt, vermittelt werden.
Der demografische Wandel wird nicht automatisch zu einer Verringerung des Autoverkehrs führen. Gerade der wachsende Anteil von älteren Mitbürgern verwendet mit zunehmendem Alter lieber das Auto. Deshalb wird sich der Bedarf an Parkflächen deswegen auch nicht verringern.
Innerstädtische Parkplätze für Langzeitparker werden von Beschäftigten und Anwohnern nachgefragt, die auch bereit sind, dies zu bezahlen. Die exklusive Reservierung für Einzelne muss aber die Ausnahme sein, vielmehr sollten Parkplätze geteilt werden. Zusätzliche Angebote können beispielsweise durch automatische Kleinparkhäuser mit wenigen Stellplätzen realisiert werden. Diese Palettensysteme können sowohl in die Tiefe gebaut als auch z.B. als Stilelement mit Glasfassade in die Höhe an Häuser angebaut werden. So können auf einer Fläche eines Stellplatzes mehr Autos geparkt werden. Um die Attraktivität von Parkhäusern zu erhöhen, sollen zusätzliche Anreize geschaffen werden, z. B. Vergünstigungen für Inhaber von Kundenkarten wie z. B. der Rheinpfalz-Card. In Landau dürfen beispielsweise Kunden der VR-Bank zeitlich begrenzt kostenlos das inzwischen bankeigene Parkhaus benutzen.
Als Anreiz zum Umstieg auf Elektroautos sollten bei neuen Parkplätzen auch entsprechende Ladestationen vorgesehen werden, ebenso kann es spezielle Parkplätze für kurze Cityautos geben. Des Weiteren müssen auch Stellplätze für Fahrräder vorgesehen werden, damit diese nicht an allen möglichen Stellen nahe den Fußgängerzonen behindernd abgestellt werden.
Als weitere Innovation zur Vermeidung des Parksuchverkehrs soll die Anzeige freier Parkplätze auch auf Navigationssysteme in Autos und Mobiltelefonen übertragen werden. Als Vision stellen ich mir die Erfassung der Veränderung auf allen öffentlichen Parkflächen vor.
Die meisten öffentlichen Parkflächen in Neustadt sind nicht einladend angelegt. Nach Vorlage des Konzepts muss überlegt werden, ob hier nicht die ersten Maßnahmen stattfinden sollen, denn – unter Beachtung der Haushaltssituation - wird es wohl kaum ein neues städtisch gebautes Parkhaus geben.
Ebenso muss beachtet werden, dass die Zufahrt zu den Parkflächen zügig erfolgen kann und nicht an (gefühlt) jeder Kreuzung durch eine rote Ampel unterbrochen wird. Unverzichtbar ist auch die restriktive Kontrolle der Parkberechtigung durch das Ordnungsamt, denn sonst werden die getroffenen Regelungen nicht im geplanten Umfang greifen.
Anmerkungen zu ausgewählten Parkmöglichkeiten in Neustadt:
Parkhaus am Bahnhof auf dem Gelände des ehemaligen Parkhauses neben der Esso-Tankstelle. Das wäre attraktiv für Bahnreisende/Pendler und Saalbaubesucher. Für Innenstadtbesucher eher nicht attraktiv, weil der Weg zu weit ist und vor allem die B39 überquert werden muss.
Parktiefgarage am Saalbau: Realisierung im Zuge der geplanten B39-Verlegung möglich. Ist interessant für Saalbaubesucher/Bahnreisende und Innenstadtbesucher, die dann wegen der B39-Tieferlegung einfacher in die Fußgängerzone gelangen können.
„Krasemann-Gelände“: hat den Touch eines Provisoriums, könnte attraktiv hergerichtet werden oder für den Bau eines Parkhauses genutzt werden.
Lidl-Parkplatz (Talstraße): Nicht ausgelastet, könnte mit wenig Aufwand zum Anwohner-Parkplatz erweitert werden.
Tiefgarage Klemmhof: Problematisch durch Vorgeschichte und immer noch nicht abschließend geklärte weitere Nutzung. Gefühlsmäßig dunkles Gelände, die Zugänge sind nicht „intuitiv“ nutzbar, d.h. Ein- und Ausgang sind nicht unbedingt identisch. Hier könnte z.B. der Einbau eines modernen Glasaufzugs für mehr Attraktivität sorgen.
Tiefgarage Hetzelgalerie (öffentlicher Teil): Attraktives Angebot, leicht zu erreichen, hell und freundlich gestaltet, leichtes Parken
Parkplatz Festwiese: attraktive Parkmöglichkeit, allerdings optisch von der Innenstadt abgekoppelt. Interessant für Einkäufer mit Zeit, die Anbindung an die Innenstadt ist durch den Ausbau der Wallgasse zumindest angefangen, ein attraktiver Lückenschluss fehlt aber.