Unser Wasserturm
"Unser" Wasserturm - "Unser" in Anführungszeichen, weil genau genommen er ja gar nicht uns gehört, sondern den Haßlochern. Aber in diesem Fall nimmt das niemand so genau, weder in Duttweiler, noch anderswo. Der Turm steht in Duttweiler, also ist er auch der Duttweilerer Turm. Punkt.
Majestätisch thront er da wie eine Krone inmitten des Duttweiler Rebenmeers auf dem Trappenberg, mit 138 Metern über Null die höchste Erhebung im Umkreis. Er herrscht über seine Umgebung, kein störender Fremdkörper, sondern integraler Bestandteil der Landschaft, er gehört einfach dorthin, so als stünde er schon immer dort, von der Erosion fein säuberlich heraus geschmiedet. Dabei wurde er erst 1929 gebaut. Renoviert 1962 und 1974 ist er eine weithin sichtbare Landmarke. Die Strecke "Duttweiler - Wasserturm" ist quasi eine Entfernungseinheit: "Das ist so weit wie dreimal zum Wasserturm und zurück". Darunter kann sich jeder Duttweilerer was vorstellen. Und es gibt wohl auch keinen Duttweilerer, der nicht irgendeine Anekdote im Zusammenhang mit dem Turm erzählen kann. Kaum jemand, der mit seinem Partner/Partnerin einmal bei Nacht die wunderbare Aussicht auf das Lichtermeer am Haardtgebirge genossen hat. Kaum einer, der nicht schon im Schatten des Turms den typisch Pfälzer Spießbraten gedreht hat. Machte übrigens am meisten Spaß im Winter, als dieser noch seinen Namen verdiente, wenn man mit den vom Traktor gezogenen Schlitten zum Turm fuhr und sich am Grillfeuer mit dem mitgebrachten Glühwein wärmte.
Als Kind war ich oft mit meinem Vater in den Weinbergen. Einmal haben französische Soldaten aus der Kaserne im Nachbarort Lachen-Speyerdorf am Wasserturm campiert - mit Panzern, LKW und allem was dazu gehört. "Die Franzosen wollen den Turm umwerfen" hat mir mein Vater den Bären aufgebunden, der sich bis heute eingeprägt hat im Dauerspeicher meines Gehirns. Ich hab mir damals kindlich naiv allerdings weniger Sorgen um den Turm als um unsere Weinberge gemacht. Im Geiste habe ich ihn umgelegt und versucht zu errechnen, ob er vielleicht auf unsere Wingerte fallen könnte. Sie sind natürlich unbeschadet geblieben, genau so wie der Wasserturm.
Der Turm ist natürlich nach wie vor in Betrieb, sein Hochbehälter mit 1.000 Kubikmetern Wasserinhalt für einen stetigen Wasserdruck von 6,6 bar in Haßloch, Iggelheim und Duttweiler sorgt. Zeitweise hingen auch Altdorf, Böbingen, Gommersheim und Freimersheim am Netz. Aus den bis zu 100 Meter tiefen Brunnen im (Duttweiler) Benzenloch saugen die Haßlocher jährlich über 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser in ihr Wasserwerk. Das heißt komischerweise sogar im Volksmund Haßlocher Wasserwerk, obwohl es auch in Duttweiler steht.
Mit seiner exponierten Lage gibt der Wasserturm nicht nur den Turmfalken eine Heimat, die sich in den Fensternischen eingerichtet haben, er ist auch ein hervorragender Standort für Mobilfunkantennen, die harmonisch in das Bauwerk integriert wurden. Der Haßlocher Wasserturm in Duttweiler ist ein lohnendes Ausflugsziel. Und das vor allem im Herbst, wenn blaue, rote und gelbe Schiffe über das schier unendliche Grün des Rebenmeers gleiten, wenn die Winzer mit ihren Maschinen den Lohn ihrer Arbeit nach Hause bringen und sich der Duft der frisch geernteten Trauben verführerisch in der Nase verfängt.
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